Herausforderungen der agilen Arbeit
Von Lukas Bargel, veröffentlicht am 06 November 2022
Agiles Arbeiten ist nicht immer einfach. „Du musst dich verändern“ tönt es aus den verschiedenen Ecken. Doch, dass das vielleicht nicht immer so schnell geht, ist schnell vergessen. Mit diesem Artikel betrachten wir das Thema Herausforderungen der agilen Arbeit einmal etwas genauer.
Agiles Arbeiten birgt unterschiedliche Herausforderungen je nach Position
Der Marktdruck wächst, das Tempo der Veränderungen erhöht sich. Der Wechsel von einer klassischen Arbeitsweise hin zum Agilen ist gespickt von Herausforderungen. Menschen in verschiedenen Rollen sind mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Daher widmen wir uns systematisch verschiedenen Ebenen und deren Herausforderungen:
- Herausforderungen des Unternehmens
- Herausforderungen der Führungskräfte
- Herausforderungen der Mitarbeiter*innen
- Weitere Stolpersteine im Agilen
Zuvor geben wir nochmal einen Überblick was sich alles ändert, wenn auf einmal agil gearbeitet wird. Was hat es mit der agilen Transformation auf sich?
Die agile Arbeitsweise bringt neue Aufgaben mit sich
Mit Beginn des 21. Jahrhunderts hat sie geschlagen: die Agilitäts-Stunde. Viele Organisationen wollen und müssen sich anpassen und springen auf die Agilitätswelle, um im dem sich schnell verändernden Umfeld mithalten zu können. Im Vergleich zum klassischen Arbeitsstil bringt das Veränderungen mit sich:
- Einführung eines neuen agilen Mindsets
Die Einführung von Agilität bringt nicht nur einen anderen Arbeitsstil mit sich, sondern vielmehr muss sich ein ganzes Mindset ändern. Es gilt agile Werte und Prinzipien in der Organisation und in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verankern und zu leben. Oftmals muss die gesamte Organisationskultur umgekrempelt werden. - Die Hierarchien werden flacher
Das neue Mindset bringt ein Umdenken des Führungsverständnisses mit sich. Führung heißt nun nicht mehr, Mitarbeitenden zu sagen wie sie Dinge tun sollen, sondern, dass jede*r Mitarbeiter*in größtenteils selbstständig festlegt wie er*sie Aufgaben erledigt und auch wer im Team was tut. Führungskräfte nehmen nun eine coachende Haltung ein. Sie stehen dem*der Mitarbeiter*in beiseite und versuchen Hindernisse aus dem Weg zu schaffen, um erfolgreiches Arbeiten zu ermöglichen. - Vom Einzelkämpfertum zu Teamwork
Agiles Arbeiten bedeutet auch selbstorganisiertes Arbeiten des Teams. Man entscheidet gemeinsam als Team, nach dem sogenannten Pull-Prinzip, wer welche Aufgabe erledigt. So kann jede*r nach seinen*ihren Stärken wählen und hebt damit die Gesamtqualität des Produkts. Aber auch Aufgaben, die ein Lernen fördern, weil sie eben gerade nicht den eigenen Stärken entsprechen, sollten beigemischt werden. - Verantwortung und Eigeninitiative sind gefragt
Neu und vielleicht auch etwas ungewohnt für die ein oder andere Person ist daher, der hohe Grad an Eigenverantwortung. Aufgrund der hohen Transparenz im agilen Arbeiten, weiß jede*r was es zu erledigen gibt, aber muss demnach auch eigenverantwortlich handeln. Jeder ist für die Zielerreichung des Teams verantwortlich.
Dieser Auszug an Veränderungen von einer klassischen hin zu einer agilen Arbeitsweise lässt vermuten, dass dies einige Herausforderungen bei einer Transformation mit sich bringt ...
Je größer das Unternehmen ist, desto komplizierter gestaltet sich eine agile Transformation häufig
Agile Transformation: Eine Herausforderung für das gesamte Unternehmen
Je nach Unternehmensgröße kann eine agile Transformation unterschiedlich verlaufen. Häufig ist es so, dass sich kleine Organisationen wie z. B. Start-ups relativ leicht tun mit einer agilen Arbeitsweise, wohingegen größere Organisationen sich oft schwerer tun, u. a. da sie noch hierarchischer denken und handeln. Ein häufiger Stolperstein im Zuge der agilen Transformation ist das noch nicht vorhandene agile Mindset. Häufig skalieren Organisationen ailges Arbeiten zu schnell, verbrennen somit Ressourcen und erleben Enttäuschungen.
TIPP: Ein Kulturwandel dauert seine Zeit und sollte schrittweise erfolgen und professionell begleitet werden. Lieber startet ihr im Kleinen und lernt schnell dazu, als zu groß zu starten.
Herausforderungen der Führungskräfte
Wie sieht es nun mit den Führungskräften aus, welchen Herausforderungen blicken sie entgegen? Wie eingangs beschrieben, verändern sich in der agilen Arbeitsweise nicht nur die Rollenbezeichnungen sondern das Verständnis der eigenen Arbeit. Für eine Führungskraft bedeutet das meistens, dass sie lernen darf an passenden Stellen loszulassen.
- Häufig fühlt sich eine agile Transformation für eine Führungskraft an wie die Zügel aus der Hand zu geben. Plötzlich entscheidet das Team über die Verteilung der Aufgaben und die Führungskraft könnte sich entmachtet fühlen.
TIPP: Halte dir vor Augen, dass du dem Team mehr Verantwortung gibst und somit zur Mitarbeiter*innen-Zufriedenheit beiträgst. Wer zufrieden ist, arbeitet in der Regel auch motivierter. Das Vertrauen ins Team wird reifen und du genießt auch deine Freiheit, denn so kannst du dich auf andere Aufgaben konzentrieren.
- Mit dem agilen Wandel kommt auch eine weitere Aufgabe hinzu: Das Einnehmen einer coachenden und begleitenden Haltung. Gerade für sehr dominante und hierarchisch denkende Führungskräfte mag sich das als schwer umsetzbar erweisen.
TIPP: Bestenfalls nimmst du dir selbst einen Coach oder Sparringspartner, um zu erleben wie gut es sich anfühlen kann, Menschen auf ihrem Weg zu ihren eigenen Lösungen zu begleiten und sie zu befähigen. Es lohnt sich hier bei dir selbst anzufangen.
Herausforderungen der Mitarbeiter*innen
Auch für die Mitarbeiter*innen ist es ein großer Umbruch. Gerade die vielen neuen Begrifflichkeiten, die auf einen einprasseln, können anfangs für große Verwirrung sorgen. Insbesondere sind es aber folgende Stolpersteine, die Mitarbeiter*innen zu Beginn häufig Schwierigkeiten bereiten:
- Das Pull-Prinzip besagt, dass sich jeder die Aufgaben selbst nimmt. Gesagt, getan. Oft ist es aber doch mit mehr Verantwortung verbunden, sich selbstständig für eine Aufgabe zu verpflichten. Viele können gerade am Anfang gar nicht mit so viel neugewonnener Freiheit und der einhergehenden Verantwortung umgehen.
TIPP: Ruhig bleiben. Gerade in einer agilen Kultur sind Fehler erlaubt. Denn sie können zum Lernen beitragen und somit ist der Druck, der durch Verantwortung entstehen mag, handhabbar.
- Die vielen Meetings, in denen es immer wieder um Absprachen und Feedback geben geht, und die dadurch entstehende hohe Transparenz untereinander, können sich für manche wie eine anstregende Kontrollinstanz anfühlen.
TIPP: Denk immer wieder an die positiven Effekte von Feedback und erlebe sie. Du hast ein Team im Rücken und bist nicht alleine verantwortlich oder musst zeigen was du alleine geschafft oder nicht geschafft hast. Das würde an der agilen Denkweise vorbeigehen.
Weitere Stolpersteine im Agilen
Welche weiteren Herausforderungen können bei einer agilen Transformation noch auftreten?
- Prinzipiell hat agiles Arbeiten den Ruf schneller zu sein als konventionelles Arbeiten. Dennoch geht es gerade am Anfang in der Regel langsamer, weil Vieles ungewohnt ist.
TIPP: Natürlich bedeutet ein Umlernprozess am Anfang einen Verlust an Geschwindigkeit, da man schließlich noch keine Routine entwickelt hat. Aber auch hier gilt, Geduld und dranbleiben, denn schon bald werdet ihr sehen, dass agiles Arbeiten zu stressreduzierten Höchstleistungen befähigt.
- Bei der schrittweisen Einführung von Agilität gibt es häufig Pilotprojektteams, die bereits agil arbeiten und andere, die noch konventionell arbeiten. Manchmal entsteht hier ungünstiger Flurfunk. Gerade die Häufigkeit der Meetings wird von außen oft belächelt, da ja nicht bekannt ist, was agiles Arbeiten überhaupt bedeutet und mit sich bringt.
TIPP: Egal ob du dich in einer agil oder konventionell arbeitenden Einheit befindest, Kommunikation und (Wissens-)Austausch tragen bei, Vorurteile abzubauen und Verständnis zu generieren.
- Die vielen Begrifflichkeiten und Methoden in der agilen Arbeit können manchmal verwirren. Gerade wenn man sich an viele neue Regeln halten muss, wirkt es oftmals engstirnig oder kann sich manchmal gar gezwungen anfühlen.
TIPP: Wenn eine Regel für dich wirklich nicht funktioniert, dann verändere sie! Nichts ist im Agilen in Stein gemeißelt. Wenn das agile Mindset erstmal verankert ist, sind die genauen Regeln und Methoden zwar wichtig, aber zweitrangig.
Fazit
Ausprobieren lautet die Devise: transparent sein, offen kommunizieren, sich aber mutig in das neue Abenteuer begeben und im agilen Strom schwimmen lernen – es gibt schließlich einiges zu gewinnen, z. B. Selbstbestimmtheit und Freude an Wirksamkeit 😊
Wenn ihr hierbei Unterstützung möchtet, meldet euch gern bei unserer Service Line Timmermann Partners. Zudem bietet unsere eigens entwickelte ChApp (Timmermann Change-App) divsere Kurse und Inhalte. Informiere dich gerne hier über die ChApp.
Wir helfen euch im Rahmen einer unverbindlichen Erstberatung gerne weiter und ermitteln gemeinsam, wie wir euch und eure Organisation am besten unterstützen können.