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Was ist Agilität und was ist es nicht?

Von Lukas Bargel, veröffentlicht am 06 November 2022

Wer früher Putzkräfte engagiert hat, kann heute kostengünstiger zum eigenen Staubroboter greifen. Wer früher nur die Warteschleife der Taxizentrale erreicht hat, kann heute mal eben einen Uber buchen. Die Welt ist im Wandel  und Agilität ist ein Teil der Lösung. Aber was ist Agilität eigentlich genau? Und wie hilft es uns mit Veränderungen besser umzugehen?  

Was verändert sich für uns? 

Die Welt ist im WandelDas birgt für uns neben Erleichterungen auch Herausforderungen. Die Zukunft wird ungewiss und schwerer abzuschätzen.  
Gleichzeitig wird die Welt auch immer komplexer und mehrdeutiger. Wenn wir Entscheidungen treffen, betrifft das nicht mehr nur uns als Person, Gruppe oder Nation. Durch die Globalisierung können wir uns alle als ein großes System verstehen, in dem wir uns gegenseitig beeinflussen.   

Diese Ungewissheit betrifft nicht nur Individuen. Genauso sind die Unternehmen gefragt. Märkte, Kundenansprüche und Technologien verändern sich rasend. Wie sollen sich Unternehmen also auf die Veränderungen einstellen, wenn niemand so genau weiß, was passieren wird? Wie sollen sie entsprechende Produkte anbieten, wenn der*die Kund*in nicht mal selbst weiß, was er*sie sich morgen wünscht? 

Die Antwort ist leichtfüßig und flexibel zu bleibenohne die Stabilität komplett aufzugeben – genau hier setzt Agilität an.  

Was ist der Vorteil von Agilität? 

Agilität ist das Gegenteil von Starrheit. Sie ist die Fähigkeit an Veränderung nicht zu zerbrechen, ja sogar stärker zu werden, sich weiterzuentwickeln.  

Agilität verabschiedet sich von starren Zielen und Strukturen: Produkte und Prozesse lassen sich immer verbessern. Menschen können immer weiter dazulernen.
Durch diese Denkweise verstehen sich „agile Organisationen“ als Lerngemeinschaft.

Es gehört zum Alltag, unfertige, aber weiterentwickelte Versionen eines Produkts, sogenannte Inkremente, zu präsentieren – auch den Kund*innen. Nur so ist es möglich, schnell auf neue Anforderungen und steigende Komplexität zu reagieren.   

Aber was genau ist denn jetzt Agilität? 

Agilität heißt also sich zu trauen unfertige Produktversionen zu präsentierenUnd dann arbeite ich einfach so an dem Produkt weiter, wie ich es gerade für richtig halte? Wenn das schon alles ist, ist das ja einfach! 

Dieser Gedanke ist so nicht richtig. Leider tauchen häufig ähnliche Mythen und Behauptungen über Agilität auf. Das führt dazu, dass Unternehmen häufig vereinzelt agile Methoden einführendas essenzielle agile Mindset aber nicht verinnerlicht haben 

Daher lohnt es sich mal ein paar dieser Mythen um Agilität aufzuklären:  

  • Mythos 1: Agilität ist „zielloses spontanes Loslegen ohne langfristige Orientierung“ 

Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, dass Agilität planlos und ohne Zielvorstellung verläuftDas ist so nicht richtig.  
Langfristige Orientierung gibt die vom Product Owner (PO) in Abstimmung mit den Stakeholder*innen zu Beginn erstellte Vision. Sie beinhaltet Kontext, Ziele und Nutzen des zu entwickelnden Produkts. Wie die Vision erreicht wird, im Gegensatz zum Projektmanagement nicht von vornherein festgelegt. Stetiges Anpassen und Reagieren lautet die Devise. In einem regelmäßigen Takt werden Funktionen des Produkts geplant, eingeführt und überprüft (PDCA-Zyklus). Das sorgt für Verlässlichkeit und fördert das Planen und LernenBei mehreren Teams  ermöglicht ein gemeinsamer Rhythmus Synchronisation und einen guten Arbeitsfluss.

feedback loop im agilen arbeiten

  • Mythos 2: Agilität ist „Abwesenheit von Planung“ 

Auch im agilen Arbeiten gibt es Planung. Anders als im klassischen Projektmanagement, ist sie nicht unbeweglich, sondern leichtfüßig. Agil zu arbeiten heißt kurzfristig und flexibel zu planen. Pläne dürfen umgeworfen werden. Neue Ideen und Arbeitsweisen sind herzlich willkommen. Aber auch hier gilt: Es wird nicht alles einfach irgendwie gemacht. Grundlage für die Planung sind erfahrungsbasierte Erkenntnisse und empirisch getestete Methoden 

  • Mythos 3: Agilität ist „Laissez-faire“ 

Im agilen Arbeiten bekommen die Mitarbeiter*innen mehr Freiheiten. Z. B. iScrum-Framework: Hier planen die Mitglieder des Development-Teams ihre Aufgaben. Sie überlegen sich dabei eigenständig, wie sie ihr Sprint-Ziel erreichen. Dafür erstellen sie z. B. Unteraufgaben und entscheiden selbst, wie viel Zeit dafür gebraucht wird. Die Arbeit wird also durch das Team aufgeteilt und nicht mehr durch die Führungskraft. Das birgt neben großer Freiheit auch große Verantwortung. Statt Laissez-faire fordert agiles Arbeiten also mehr Verantwortungsübernahme und Disziplin von Mitarbeiter*innen, als klassisches Projektmanagement. 

  • Mythos 4: Agilität ist „unstrukturiertes Brainstorming“ 

Dass das Team Freiheit in der Gestaltung seiner Arbeit hat, heißt nicht, dass es keine Struktur gibt. Meetings in der agilen Arbeitsweise sind keine wilden Brainstorming-Sessions ohne wirksames Ergebnis. Stattdessen werden strukturierte und wirksame agile Methoden angewendet. Ein Beispiel dafür ist das Timeboxing. Dabei werden feste Zeitblöcke (die Timebox) für Aufgaben reserviert. Vorher wird genau definiert, was am Ende der Timebox erreicht werden soll. Die eingeplante Zeit darf keinesfalls überschritten werden. Das hilft fokussiert und diszipliniert zu arbeiten.

Was ist Agilität – unser Fazit  

Agilität ist also nicht absolute Freiheit ohne Hand und Fuß. Stattdessen wird im agilen Arbeiten versucht eine gute Balance zwischen freiem kreativem Denken und strukturierten Arbeitsweisen zu finden. Du kannst es dir so ähnlich wie unser Logotier, den Nilpard, vorstellen – ein stabiler Unterbau, wie der eines Nilpferds, kombiniert mit der Wendigkeit eines Gepards.

Agilität richtig einsetzen

Eine gute Mischung zu finden ist nicht immer einfach und erfordert ein gewissen Grundwissen agiler Methoden. Falls du Interesse an Agilität hast, melde dich jederzeit gerne bei Timmermann Partners. Wir helfen euch mit einer unverbindlichen Erstberatung gerne weiter und ermitteln gemeinsam, wie wir euch am besten unterstützen können. 

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